B2 – B6
B2: Durch sp-Kohlenstoffketten verbrückte redoxaktive Übergangsmetalle
Prof. Dr. John Gladysz
Institut für Organische Chemie der Universität Erlangen-Nürnberg
Henkestr. 42, 91054 Erlangen
Einleitung
Redoxaktive zweikernige Metallkomplexe, bei denen die Metallzentren durch sp-Kohlenstoffketten verbrückt sind, eignen sich zur Stabilisierung von Redoxzuständen mit ungepaarten Elektronen oder von angeregten Zuständen, die durch Metall-Metall-Ladungstransfer erzielt werden. In vielen Fällen können ganze Familien unterschiedlicher Redoxzustände erzeugt oder isoliert werden. Ein Hauptziel der kommenden Förderperiode wird die Untersuchung des Einflusses der molekularen Architektur auf die elektronische Struktur und die Reaktivität gemischtvalenter Verbindungen sein. Topologisch neuartige Komplexe, in denen die sp-Kohlenstoffkette sterisch abgeschirmt ist, sollen synthetisiert werden.
Eigene Vorarbeiten
Wir haben eine Reihe von PtCxPt-Komplexen synthetisiert, in denen die sp-Kohlenstoffketten von zwei sp3-Kohlenstoffketten abgeschirmt werden (1, Schema 1).[1] Zwei Syntheserouten wurden hierfür entwickelt. Eine (A) besteht aus einer Abfolge von Alkenmetathese und Hydrierung, und scheint ein allgemeiner Weg zu sein. Die zweite (B) ist eine Substitution durch einen Diphosphinliganden (koordinationsinduzierte Selbstorganisation). Obwohl diese Synthese kürzer ist, funktioniert sie nur bei bestimmten („magischen“) Längenverhältnissen zwischen den sp- und den sp3-Kohlenstoffketten.
Schema 1: Synthese von Pt(C≡C)nPt-Verbindungen mit (CH2)y-Abschirmungseinheiten
Bei geeigneten Kettenlängen kristallisieren die Moleküle in beispiellosen doppelt-helikalen Strukturen (Abb. 2). Cyclovoltammetrische Untersuchungen zeigen, dass die Oxidationen solcher Komplexe wesentlich stärker reversibel als die von Modellverbindungen ohne sp3-Kohlenstoffketten sind (Abb. 2). Schließlich haben wir effiziente Synthesen verschiedener funktionalisierter Phosphan- und Diphosphanliganden entwickelt.
Abbildung 1: Repräsentative Struktur eines Doppel-Helix-Diplatinkomplexes (1 mit n/y/Ar = 4/14/p-CI,sub>6HI,sub>4-t-Bu)
Abbildung 2: Repräsentative Cyclovoltammogramme der Diplatinkomplexe; gemischt-valente Radikal-Kationen werden generiert
Ziele
1. Synthese von Leitstrukturen
- PtC8Pt-Komplexe mit längeren sp3-Ketten mittels Alkenmetathese (1, Schema 1, y > 14). Kann eine Helix-Verdrillung von mehr als 180-195° (vergl. Abb. 1) erreicht werden?
- PtC8Pt-Komplexe mit methylierten (CH2)y-Abschirmungseinheiten (Schema 2). Erhöhen sie die „Aufwickelbarrieren“?
- PtC4Pt- und PtC6Pt-Komplexe mit (CH2)y-Abschirmungseinheiten (Schema 2). Werden sterische Wechselwirkungen zwischen den Endgruppen eine helikale Konformation begünstigen?
Schema 2: Synthesen von repräsentativen Leitstrukturen
- PtC12162)y-Abschirmungseinheiten (z.B., y > 24). Werden erhöhte van-der-Waals Kontakt-oberflächen eine helikale Konformation stabilisieren?
- PtC8Pt-Komplexe mit (CF2)y-Abschirmungseinheiten (Schema 2). Perfluoroalkane adoptieren helikale Konformationen und sollten Ionen in gemischtvalenten Verbindungen gut abschirmen.
- PtC8Pt-Komplexe mit funktionalisierten (CH2)y-Abschirmungseinheiten (Schema 2). Wie beeinflussen sie Struktur und Reaktivität?
2. Redoxeigenschaften, gemischtvalente Komplexe, Kooperationen
- Welche Anordnung ergibt die kinetisch stabilsten gemischt-valenten Komplexe?
- Welche Anordnung fördert ein single-well gegenüber einem double-well gemischt-valenten Energieminimum ?
- Elektronenreichere Endgruppen werden zu stabileren gemischt-valenten Komplexen führen; die Bestimmung des Grundzustandes und der elektronischen Kopplung wird vereinfacht.
- Kooperationen: Zenneck [A7], ESR-Messungen; Müller [C4], elektronische und magnetische Eigenschaften und Rastertunnelmikroskopie; van Eldik [C7], kinetische Untersuchungen.
Literatur
- Stahl, J.; Bohling, J. C.; Bauer, E. B.; Peters, T. B.; Mohr, W.; Martin-Alvarez, J. M.; Hampel, F.; Gladysz, J. A. Angew. Chem., Int. Ed. Engl. 2002, 41, 1871; Angew. Chem. 2002, 114, 1951.
B3: Porphyrinatoeisen-Dendrimer-Architekturen als abiotische Modellsysteme für globuläre Hämproteine
Prof. Dr. Andreas Hirsch
Institut für Organische Chemie der Universität Erlangen-Nürnberg
Henkestr. 42, 91054 Erlangen
Einleitung
Metalloproteine sind an zahlreichen komplexen Redoxprozessen in biologischen Systemen beteiligt und spielen eine essentielle Rolle bei Aktivierung und Transport von kleinen Molekülen. Die Peptidmikroumgebung hat dabei einen großen Einfluss auf die Redoxaktivität und die Koordinationseigenschaften des zentralen Metallatoms und bestimmt die spezifische Funktion des Metalloproteins.
Abiotische Modellsysteme für Häm-Proteine, für die ein variables und variierbares Aufbauprinzip existiert, sind reizvolle Syntheseziele, weil sich durch gezielte Änderung der molekularen Architektur der Einfluss der Peptid-Mikroumgebung auf deren Redox-, Komplexierungs- und Elektronentransfereigenschaften systematisch studieren lässt. Einzelne Reaktionsschritte können gesondert erfasst und deren photophysikalische, physikochemische und elektrochemische Eigenschaften untersucht werden.
Eigene Vorarbeiten
- Synthese topologisch modifizierbarer Fulleren-Porphyrin-Diaden (Abb. 1) als Hämprotein-Modelle und Untersuchung ihrer Redoxaktivität und Elektronentransfereigenschaften (Abb. 1).[1,2]
Abbildung 1: Bauelemente von abiotischen Hämprotein-Modellsystemen: a) Tetraphenylporphyrinato-Metall-Komplexe als Repräsentanten abiotischer prosthetischer Gruppen, b) das C60-Molekül als strukturbestimmendes Kern-Tecton und als elektronische Sonde, c) funktionelle Dendronen mit einstellbarer Polarität (Depsipeptid-Typ, Newkome-Typ, n-Generationen) zur Simulation der Peptidmikroumgebung sowie zur Ausbildung von selbstorganisierten Architekturen.
- Die Redoxaktivität der Architekturen lässt sich durch die Natur der Bauelemente und deren topologische Verknüpfung steuern.
- In den meisten redoxaktiven Fulleren-Porphyrin-Diaden lässt sich ein photoinduzierter Elektronentransfer vom Porphyrin zum Fulleren erzeugen, dessen Kinetik von der Topologie der Architekturen und der Art der Bindung (kovalent oder ionisch) abhängt.
Ziele
- Tetraphenylporphyrinatometall-Dendrimer-Hybriden als Modellsysteme für Häm-Proteine.
- Synthese von Tetraphenylporphyrinato-Metall-Fullerenen mit zweifacher Verbrückung zum Fulleren-Kern.
- Synthese von Tetraphenylporphyrinato-Metall-Dendrimeren mit einfacher Verbrückung zum Fulleren-Kern (Zusammenarbeit A3).
- Elektrostatische Hybridisierung geladener dendritischer Fullerene mit Metalloporphyrinen und Metalloproteinen (mit A3, B5, C7).[3,4]
- Untersuchung der Koordinationschemie und Aktivierung von kleinen Molekülen (Zusammenarbeit mit B5 und C6).
- Untersuchung der Redoxpotentiale, Cyclische Voltammetrie.[5]
- Untersuchung der Elektronentransfereigenschaften mit zeitaufgelösten photophysikalischen Methoden (Zusammenarbeit B5).[6]
Literatur
- D.M. Guldi, A. Hirsch, M. Scheloske, E. Dietel, A. Troisi, F. Zerbetto, M. Prato, Chem. Eur. J. 2003, 9, 4968-4979.
- D. M. Guldi, C. Luo, M. Prato, A. Troisi, F. Zerbetto, M. Scheloske, E. Dietel, W. Bauer, A. Hirsch, J. Am. Chem. Soc. 2001, 123, 9166.
- M. Braun, S. Atalick, M. Guldi Dirk, H. Lanig, M. Brettreich, S. Burghardt, M. Hatzimarinaki, E. Ravanelli, M. Prato, R. Van Eldik, A. Hirsch, Chem. Eur. J. 2003, 9, 3867.
- D. Balbinot, S. Atalick, D.M. Guldi, M. Hatzimarinaki, A. Hirsch, N. Jux, J. Phys. Chem. 2003, 107, 13273.
- D. M. Guldi, I. Zilbermann, G. Anderson, A. Li, D. Balbinot, N. Jux, M. Hatzimarinaki, A. Hirsch, M. Prato, Chem. Comm. 2004, 726.
- E. A. Ermilov, S. Al-Omari, M. Helmreich, N. Jux, A. Hirsch, B. Röder, Optics Commun. 2004, 234, 245.
B4: Redox- und magnetische Eingenschaften von Supramolekularen Clustern
Prof. Dr. Rolf Saalfrank
Institut für Organische Chemie der Universität Erlangen-Nürnberg
Henkestr. 42, 91054 Erlangen
Einleitung
Im Rahmen unserer Untersuchungen auf dem Gebiet der supramolekularen Koordinationschemie befassen wir uns mit der Synthese von Metalla-Topomeren der klassischen Koronate, bicyclischen Kryptate und tricyclischen Kryptate. Die Metalla-Topomere zeichnen sich gegenüber den klassischen supramolekularen Systemen zum Beispiel dadurch aus, dass hier anstelle von Stickstoff Metalle als Brückenköpfe dienen. Die in einer Eintopfreaktion durch Selbstorganisation in hohen Ausbeuten zugänglichen homo-/heteronuklearen gemischtvalenten Metallkomplexe verfügen über interessante Eigenschaften.
Eigene Vorarbeiten
Die neuartigen homo-/gemischtvalenten Oxo-zentrierten Trieisenkomplexe 1–4 sind mit den aktiven Zentren zahlreicher Eisen-Oxo-Proteine strukturverwandt. Temperaturabhängige Mössbauerstudien sprechen für einen raschen Elektronenaustausch in 1 bei Raumtemperatur. Hingegen sind bei 4.2 K nur eine der drei Konfigurationen von 1 besetzt. Demgegenüber findet in 2 bei 4.2 K ein langsamer Elektronenaustausch statt, der zu einer nahezu gleichen Besetzung der drei unterschiedlich substituierten Eisenpositionen führt. Offensichtlich ist der Effekt der (OAc)–-Coliganden auf den (FeIIFeIII2)-Kern in 1 schwächer als der Effekt der (OBz)–-Coliganden auf den Eisenkern von 2. Wie die Cyclovoltammogramme von 1 und 2 zeigen, sind diese redoxaktiven Komplexe fur (FeIII3), (FeIIFeIII2) und fur (FeII2FeIII) stabil, nicht aber fur (FeII3) (Schema 1).[1]
Schema 1: Gemischtvalente Oxo-zentrierte Trieisenkomplexe. Cyclovoltammogramm von 1 und Mössbauer Spektrum von 2.
Ergebnisse
Eine einfache templatgesteuerte Reaktion von Triethanolamin, Natriumhydrid oder Cäsiumcarbonat und Eisen(III)-chlorid ermöglicht eine Eintopfsynthese der sechs- bzw. achtgliedrigen Eisencoronate [Na⊂{Fe6[N(CH2CH2O)3]6}]+ und [Cs⊂{Fe8[N(CH2CH2O)3]8}]+. Ein gemeinsames Merkmal der genannten Eisencoronate ist die Tatsache, dass die μ1-Sauerstoffdonoren nicht an der Ringbildung beteiligt sind. Diese dienen einzig als Liganden und zum Ladungsausgleich. Daher sollten N-substituierte Diethanolamine allgemein zum Aufbau cyclischer Metallacoronanden bzw. Metallacoronate geeignet sein. Chloridionen könnten hier als zusätzliche Liganden fungieren. Dieses Konzept erwies sich als außerordentlich effektiv.[2-8] Studien zum Entstehungsmechanismus der sechsgliedrigen Räder ermöglichen zusätzlich die Synthese sogenannter Eisensterne.[8] Bei tiefer Temperatur verhalten sie sich wie Einzelmolekülmagnete und zeigen Hysterese[9] (Scheme 2).
Schema 2: Räder und Sterne.
Ziele
Nach der Entdeckung von Einzelmolekülmagneten stellt sich dem Synthetiker die Aufgabe, neuartige high-spin oligonukleare Übergangsmetallkomplexe rational zu synthetisieren. Da neuere theoretische Studien für heteronukleare Systeme noch bessere magnetische Eigenschaften voraussagen, haben wir uns dem Aufbau siebenkerniger, metallzentrierter, sechsgliedriger gemischtvalenter, homo-/heterometallischer Eisen-, Mangan- und Indiumrädern zugewandt, was wir in der Folgezeit weiter auszubauen gedenken. Dabei scheint es möglich zu sein, mit Hilfe des kombinierten Einsatzes von FAB-Massenspektroskopie, röntgenographischer Kristallstrukturanalyse, Mössbauerspektroskopie und vor allem der Cyclovoltammetrie die Konstitution der verschiedenen Räder eindeutig zu charakterisieren (Schema 3).
Schema 3: Eine Auswahl möglicher Metallic Wheels und ihre dazugehörigen Cyclovoltammogramme.
Einen breiten Raum wollen wir auch dem sogenannten Crystal Engineering, einer besonderen Form molekularer Erkennung und Selbstorganisation, einräumen. Im Hinblick auf potentielle Festkörpereigenschaften gewinnen Ordnungsphänomene und der Aufbau von Hohlräumen zunehmend an Bedeutung. Durch die große Anzahl N-substituierter Diethanolamine sind wir in der Lage, Metallic Wheels ausgehend von N-Methyldiethanolamin bis hin zu N-dendritischen Diethanolaminen zu synthetisieren. Im letzteren Falle entstehen in einem konvergenten Prozes sechsgliedrige Metalladendrimere. In Abhängigkeit der N-Substituenten entstehen kugelformige Komplexe oder, durch intermolekulare Van der Waals Wechselwirkungen, kompartimentierte eindimensionale Stränge mit Lösungsmitteleinschlüssen, aber auch dreidimensionale Zeolithe durch intermolekulares π-π-stacking (Schema 4).[5]
Schema 4: Beispiele ausgewählter Aggregate unterschiedlich substituierter Ferric Wheels.
Literatur
- R. W. Saalfrank, A. Scheurer, U. Reimann, F. Hampel, Ch. Trieflinger, M. Büschel, J. Daub, A. X. Trautwein, V. Schünemann, V. Coropceanu, Chem. Eur. J. 2005, 11, 5843-5848.
- R. W. Saalfrank, I. Bernt, E. Uller, F. Hampel, Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 1997, 36, 2482-2485.
- R. W. Saalfrank, I. Bernt, F. Hampel, Angew. Chem. Int. Ed. 2001, 40, 1700-1703.
- R. W. Saalfrank, Ch. Deutscher, H. Maid, A. M. Ako, S. Sperner, T. Nakajima, W. Bauer, F. Hampel, B. A. Heß, N. J. R. van Eikema Hommes, R. Puchta, F. W. Heinemann, Chem. Eur. J. 2004, 10, 1899-1905.
- R. W. Saalfrank, Ch. Deutscher, S. Sperner, T. Nakajima, A. M. Ako, E. Uller, F. Hampel, F. W. Heinemann, Inorg. Chem. 2004, 43, 4372-4382.
- R. W. Saalfrank, T. Nakajima, N. Mooren, A. Scheurer, H. Maid, F. Hampel, Ch. Trieflinger, J. Daub, Eur. J. Inorg. Chem. 2005, 1149-1153.
- A. M. Ako, H. Maid, S. Sperner, S. H. H. Zaidi, R. W. Saalfrank, M. S. Alam, P. Müller, F. W. Heinemann, Supramolecular Chemistry 2005, 17, 315-321.
- R. W. Saalfrank, I. Bernt, M. M. Chowdhry, F. Hampel, G. B. M. Vaughan, Chem. Eur. J. 2001, 7, 2765-2769.
- R. W. Saalfrank, A. Scheurer, I. Bernt, F. W. Heinemann, A. V. Postnikov, V. Schünemann, A. X. Trautwein, M. S. Alam, H. Rupp, P. Müller, submitted.
B5: Ladungstrennung in redoxaktiven Multifunktionalen Molekularen Materialien (M<sup>3</sup>)
Prof. Dr. Dirk Guldi
Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Universität Erlangen-Nürnberg
Egerlandstr. 3, 91058 Erlangen
Einleitung
Elektronen- und Energietransferreaktionen sind von breiter fundamentaler Bedeutung und interdisziplinärem Interesse. In der Natur wird dieses auf exemplarische Art und Weise demonstriert.[1] Zentraler Bezugspunkt der Ladungstrennung ist die Ausrichtung eines vektoriellen Redoxgradienten. Um einen unnötigen Verlust der Anregungsenergie zu vermeiden, muß grundsätzlich ΔG# für den gewünschten Elektronentransferprozess so klein wie möglich gehalten werden. Eine besonders interessante Klasse von räumlich ausgedehnten Elektronenakzeptoren stellen sphärische Fullerene dar. Neben vorteilhaften Elektronenakzeptoreigenschaften sind ferner die Delokalisierung der π-Systeme und die strukturell starre Konfiguration der Kohlenstoffgerüste zu nennen. Die Kombination dieser Faktoren bewirkt besonders niedrige Reorganisationsenergien, denen eine zentrale Schlüsselstellung zukommt.[2]
Eigene Vorarbeiten
Relativ zu Chinon- oder Naphthalenediimidsystemen ergeben sich in der Kombination von Fullerenen mit Metallporphyrinen und anderen redoxaktiven Metallkomplexen besonders vielversprechende Elektronentransferdynamiken:[3]
Figure 1: Vergleich der Elektronentransferprofile für Fulleren und Naphthalenediimid als Elektronenakzeptor
Typischerweise ist der photoinduzierte Ladungstransfer in Fulleren Diaden in der N¨he des thermodynamischen Maximums angesiedelt, wo die freie Reaktionsenthalphie (-ΔG) der Reorganisationsenergie (λ) entspricht, d.h. -ΔG ~ λ. Der zugrundeliegende Elektronentransfer wird somit lediglich durch das elektronische Koppeln zwischen Elektronendonor und Elektronenakzeptor bestimmt.[4,5] Der Prozess der ungewünschten Ladungsrekombination liegt weit in der Marcus-inversen Region.
Als Erweiterung des Diadenkonzeptes wurden neuartige Triaden- und Tetradenstrukturen – siehe Abbilduung 2 – entwickelt und hinsichtlich von Fragestellungen zu Elektronentransferreaktionen untersucht.[6]
Figure 2: Struktur einer Fc-ZnP-H2P-C60 Tetrade.
Fein abgestimmte Energie- und Redoxgradienten erwiesen sich als besonders wertvoll, um eine Vielzahl von short-range Energie- und Elektrontransferreaktionen zu steuern. Am Ende dieser Energie- und Elektronentransfersequenzen konnten neben hohen Quantenausbeuten für die Ladungstrennung – bis 36 % – Lebensdauern des Radikalpaares verzeichnet werden, die bis in den Bereich von Sekunden reichten. Ein weiteres vielversprechendes Kriterium dieser Hybridstrukturen ist die in der Ladungstrennung gespeicherte vergleichsweise große Energie von 1.1 eV.
Ziele
Die Zielsetzung dieses Projektes liegt im Design, der Charakterisierung und der Erprobung von neuen Multifunktionalen Molekularen Materialien (M3) – mit besonderem Akzent auf redoxaktiven Metallzentren – für lichtinduzierten Ladungstransfer und der effektiven Umwandlung von Sonnenenergie.
Zum Einsatz sollen dabei vorwiegend die folgenden stationären und zeitauflösenden spektroskopischen Arbeitstechniken kommen:
- Emissionsspektroskopie
- Blitzlichtphotolyse auf dem Femto-, Piko- und Nanosekundenbereich gekoppelt mit optischen und Elektronen-Spin-Resonanz Detektionssytemen
- Pulsradiolyse
Unsere Strategie besteht in der Herstellung von wohldefinierten molekularen Architekturen, die – ausgehend von Bausteinen atomarer und molekularer Größenordnungen – uns einen a priori Zugriff zu neuen Multifunktionalen Molekularen Materialien ermöglichen.
Im Brennpunkt des Vorhabens stehen:
- Untersuchung der Ladungstransfereigenschaften von Fulleren-Porphyrindiaden mit den redoxaktiven Zentralmetallen Co und Fe
- Untersuchung der photophysikalischen Eigenschaften von Porphyrinato-Metall-Dendrimer-Architekturen als abiotische Modellsysteme für globuläre Häm-Proteine
- Supramolekularer und zielgerichteter Aufbau von sich selbstorganisierenden Donor-Akzeptor Ensembles und Schicht-systemen via elektrostatischer Wechselwirkungen
Literatur
- J. Deisenhofer, J. R. Norris, Eds., The Photosynthetic Reaction Center, Academic Press, San Diego, 1993.
- a) D. Gust, T. A. Moore, A. L. Moore, Acc. Chem. Res., 2001, 34, 40;
b) D. M. Guldi, M. Prato, Acc. Chem. Res., 2000, 33, 695;
c) H. Imahori, Y. Sakata, Eur. J. Org. Chem., 1999, 2445. - H. Imahori, H. Yamada, D. M. Guldi, Y. Endo, A. Shimomura, S. Kundu, K. Yamada, T. Okada, Y. Sakata, S. Fukuzumi, Angew. Chem. Int. Ed., 2002, 41, 2344.
- a) D. M. Guldi, Chem. Soc. Rev., 2002, 31, 22;
b) D. M. Guldi, Pure Appl. Chem., 2003, 75, 1069. - D. M. Guldi, M. Scheloske, E. Dietel, A. Hirsch, A. Troisi, F. Zerbetto, M. Prato, Chem. Eur. J., 2003, 9, 4968.
- H. Imahori, D. M. Guldi, K. Tamaki, Y. Yoshida, C. Luo, Y. Sakata, S. Fukuzumi, J. Am. Chem. Soc., 2001, 123, 6617-6628.
B6: Festphasenfixierung redoxaktiver Metallkomplexe mit tripodaler <i>N,N,O</i>-Architektur
Prof. Dr. Nicolai Burzlaff
Institut für Anorganische Chemie der Universität Erlangen-Nürnberg
Egerlandstr. 1, 91058 Erlangen
Einleitung
Ziel dieses Forschungsvorhabens ist die Festphasenfixierung von Modell-Komplexen für mononukleare, nicht-hämartige, eisenhaltige Oxygenasen und Oxidasen wie z. B. 2-Oxoglutarat-abhängige Eisen-Dioxygenasen. Die auf der Festphase zu fixierenden Liganden bilden dabei mit einer N,N,O-Architektur das metallbindende 2-His-1-Carboxylat Motiv dieser Enzyme nach. Durch die Festphasenfixierung der daraus resultierenden redoxaktiven Übergangsmetall-Komplexe sollen Reaktionen wie die Bildung von Bisligand-Komplexen [ML2] sowie die Autooxidation zu Oxo-verbrückten Zweikern-Komplexen unterdrückt werden, die häufig die katalytische Aktivität literaturbekannter Modell-Komplexe einschränken oder sogar verhindern.
Eigene Vorarbeiten
Gegenstand unserer bisherigen Arbeiten war es, Synthesen für neuartige Bis(pyrazol-1-yl)essigsäuren, wie z.B. der Bis(3,5-dimethylpyrazol-1-yl)essigsäure (Hbdmpza), und anderen N,N,O-Liganden zu entwickeln. Mit diesen Liganden sollten Modell-Komplexe für mononukleare, nicht hämartige, eisenhaltige Oxidasen mit N,N,O-Architektur dargestellt werden. Dabei ist neben der Entwicklung struktureller Enzym-Modelle zunehmend die Gewinnung funktioneller Modell-Komplexe für einzelne Schritte der Biokatalysen von Interesse.
Schema 1.
Für einige dieser Ruthenium-Komplexe wurde eine, wenn auch sehr geringe, Aktivität als Katalysator für die Epoxidierung von Alkenen bzw. Sulfoxidation von Sulfiden beobachtet.
Schema 2: Festphasenfixierung von Tricarbonyl-Komplexen mit N,N,O-Liganden auf Merrifield-Polymer. Das IR-Spektrum belegt die faciale Koordination (A: homogener Rhenium-Komplex; B: Merrifield Polymer, C: Rhenium-Komplex gebunden an Merrifield-Polymer).
Ziele
Thematisch ist das Teilprojekt B6 in das Unterprojekt „Auf Polymer fixierte redoxaktive Komplexen“ sowie in das Unterprojekt „imprinted polymers redoxaktiver Komplexe“ gegliedert. Das letztere Unterprojekt wird sich u.a. mit der Bereitstellung weiterer neuer N,N,O-Liganden mit Linkern zur Festphasenfixierung beschäftigen. In Weiterverfolgung des bisherigen Synthesekonzeptes f�r die Bis(N-methylimidazol-2-yl)propionsäure soll dazu, ausgehend vom käuflichen N-Vinylimidazol, ein Bis(N-vinylimidazol-2-yl)propionsäure-Ligand aufgebaut werden, der sowohl für die Fixierung auf Polymeren wie auch für imprinted polymers geeignet ist:
Schema 3.
Literatur
- A. Beck, B. Weibert, N. Burzlaff, Eur. J. Inorg. Chem. 2001, 521.
- A. López-Hernández, R. Müller, H. Kopf, N. Burzlaff, Eur. J. Inorg. Chem. 2002, 671.
- A. Beck, A. Barth, E. Hübner, N. Burzlaff, Inorg. Chem. 2003, 42, 7182.
- R. Müller, E. Hübner, N. Burzlaff, Eur. J. Inorg. Chem. 2004, 2151.
- L. Peters, E. Hübner, N. Burzlaff, J. Organomet. Chem. 2005, 690, 2009.