Nachruf Prof. Dr. Walter Bauer

Prof. Dr. Walter Bauer
Prof. Dr. Walter Bauer (Foto: privat)

Das Department Chemie und Pharmazie trauert um Herrn Prof. Dr. Walter Bauer, der am 11.09.2023 im Alter von 70 Jahren verstorben ist.

Prof. Bauer war bis zu seiner Pensionierung zum 01.04.2017 als Akademischer Direktor in der Organischen Chemie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg am Department Chemie und Pharmazie tätig.

Prof. Bauer wurde 1953 in Bamberg geboren. Er studierte bis 1979 Chemie und Biologie an der Universität Regensburg (Staatsexamen Biologie und Chemie Lehramt). Während seiner Promotionsarbeit beschäftigte er sich intensiv mit sogenannten Lithiumorganylen. Diese Verbindungen werden mannigfaltig in der chemischen Synthese eingesetzt und besitzen verblüffende Struktureigenschaften. In Verbindung mit der Kernresonanzspektroskopie (NMR-Spektroskopie) lassen sich, unter Einsatz moderner Messmethoden, diese Strukturen aufklären. Auf diese Weise gelangt man zum detaillierten Mechanismus der Reaktionen dieser Verbindungen. 1982 promovierte er bei Prof. Dr. Jörg Daub über „Lithium-Enolat-Heptafulvene. Struktur, Reduktion, oxidative Dimerisierung und Aldoladdition “.

Es folgte ein Postdoc-Jahr an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich bei Prof. Seebach, wo er neue Methoden der Strukturaufklärung von Alkalimetall-Organylen studieren konnte.

Der sich anschließende Wechsel an die Universität Erlangen-Nürnberg zu Prof. Schleyer war seinem Forschungsschwerpunkt und nicht zuletzt auch der Nähe zu seiner Heimatstadt Bamberg und seiner dort ansässigen Band geschuldet, in der er bis zuletzt als brillanter, leidenschaftlicher und vielseitiger Musiker (u.a. Keyboard, Schlagzeug, Gitarre) spielte. Die Universität Erlangen-Nürnberg bot aufgrund der vorhandenen Forschungsausrüstung, ideale Möglichkeiten, mittels NMR-Spektroskopie die Forschungen weiter zu betreiben. Prof. Bauer entwickelte neue Methoden wie z.B. die Möglichkeit, räumliche intermolekulare Abstandsmessungen von Lithiumatomen zu anderen Kernen vorzunehmen. Seine Forschungsinteressen dehnten sich rasch auf das gesamte Periodensystem der Elemente aus und „Heterokerne“ bildeten ein Hauptforschungsgebiet. Hier wiederum ist es essentiell, mit anderen Forschergruppen zu kooperieren, was Prof. Bauer intensiv betrieb.

1994 erfolgte die Habilitation zum Thema “NMR of Quadrupolar Nuclei in Alkali Metal Organic Compounds. Application of Heteronuclear Overhauser Effect Spectroscopy (HOESY)“ und führte 1995 zur Verleihung der Venia legendi und der Ernennung zum Privatdozenten im Bereich Organische Chemie. Seit 2006 bis zu seiner Pensionierung war Prof. Bauer als Akademischer Direktor am Department Chemie und Pharmazie in Forschung und Lehre tätig, insbesondere als Leiter der NMR-Spektroskopieabteilung.

Prof. Bauer ist Autor bzw. Co-Autor von über 130 Veröffentlichungen. Die Kombination von NMR-Spektroskopie und Musik war seine „Hobbydisziplin“ die er liebte und der er mit Leidenschaft nachging und in dieser Form vermutlich weltweit ohne Konkurrenz nachging.

Mit „Waldi“ Bauer haben wir einen hochmotivierten, kompetenten und hochgeschätzten Wissenschaftler verloren, vor allem aber einen offenherzigen, liebenswerten und stets hilfsbereiten Menschen und guten Freund.